Maria Jochum (geb. Montz)

* 5.2.1903 in Essen-Steele, † 19.5.1984 in München

Die spätere Ehefrau Eugen Jochums wird am 5. Februar 1903 als Maria Montz in Steele (heute ein Stadtteil von Essen) geboren. Schon als Schülerin schließt sie sich der katholischen Jugendbewegung des Quickborn an, die ab 1919 auf Burg Rothenfels in Unterfranken ihre zentrale Versammlungsstätte hatte. Der Quickborn verwirklichte sein Ideal einer auf der Basis christlich-katholischer Werte selbstbestimmten, naturverbundenen und mündigen Gemeinschaft Jugendlicher dort durch gemeinsames Naturerlebnis und Musizieren sowie neue Zugänge zu theologischer, akademischer und gesellschaftlicher Reflexion. Regelmäßig nimmt Maria Montz an den Arbeitstreffen des Quickborn auf Burg Rothenfels, den sogenannten Werkwochen teil, bei denen unter der Anleitung von prominenten Referenten gesellschaftliche und religiöse Themen gemeinsam diskutiert werden. Hier begegnet Maria Montz während den 1920er Jahren einflussreichen katholischen Intellektuellen wie Walter Dirks und Romano Guardini, mit denen sie über die persönliche Begegnung hinaus zum Teil auch intensive Briefwechsel pflegt. Romano Guardini, der in dieser Zeit zum wichtigsten Ideengeber des Quickborn wird, ist für Maria Montz eine wichtige intellektuelle und geistliche Bezugsperson. Schließlich trifft sie hier 1925 auch auf ihren späteren Ehemann Eugen Jochum.

Früh zeigt sich Marias großes sprachliches und literarisches Talent. Neben einer Ausbildung zur Buchhändlerin, die sie ab 1924 in Bochum absolviert, verfasst sie zahlreiche Gedichte (veröffentlicht u.a. 1947 im Gedichtband Unterwegs) und beteiligt sich in essayistischen Betrachtungen auch publizistisch an den Debatten der katholischen Jugendbewegung (darunter Artikel in der offiziellen Zeitung des Quickborn, den Schildgenossen). Sie begleitet aktiv die Entwicklung der von Romano Guardini initiierten Wandlung des Quickborn von einer rein religiös orientierten katholischen Jugendbewegung hin zur in die Gesellschaft hineinwirkenden Kulturbewegung, die sich zu gesellschaftspolitischen Fragen positioniert. Mit Schriftstellern wie Stefan Zweig oder Hans Carossa steht sie in Briefkontakt. Wichtiges Anliegen ist Maria Jochum, ausgehend von ihrem katholischen Glauben und den damit verbundenen Wertüberzeugungen, die Auseinandersetzung mit der Rolle der Frau und ihrer Neubestimmung in Familie und Gesellschaft.

Familie Jochum (v.l.n.r. Maria, Veronica, Romana, Eugen, Andreas) in Wolkersdorf (1944)

Maria Jochum bleibt auch während ihrer Ehe mit Eugen Jochum stets literarisch und publizistisch aktiv. Mehrfach wirkt sie nach dem Zweiten Weltkrieg als Autorin an den von Walter Dirks und Eugen Kogon herausgegeben Frankfurter Heften mit, so z.B. mit ihrem Artikel »Frauenfrage 1946«. In ihrem Nachlass finden sich darüber hinaus zahlreiche unveröffentlichte Gedichte und Manuskripte, mit Freunden der Familie steht sie in engem Briefkontakt. Doch Ambitionen zu einer eigenen literarischen Laufbahn verfolgt Maria Jochum bewusst nicht weiter. Mittlerweile ist sie dreifache Mutter und findet in der Unterstützung ihres Ehemanns Eugen Jochum und der Familie ihre Lebensaufgabe. Sie begleitet den mittlerweile vielbeschäftigten und international tätigen Dirigenten auf zahlreiche Konzertreisen und hält die Familie, die aufgrund von Eugen Jochums wechselnden Verpflichtungen häufig den Wohnort wechseln muss, zusammen. Für Eugen Jochum wird sie zur unerlässlichen Stütze, zum Gesprächspartner und zur Inspiration auf intellektueller Ebene.

Maria Jochum stirbt am 19. Mai 1984 in München.