Die Lyrik Maria Jochums

Gedichte aus dem Familienarchiv

Maria Jochum verfasste während ihres gesamten Lebens zahlreiche Gedichte und Essays, die teilweise in Zeitschriften der Katholischen Jugendbewegung und anderen Medien veröffentlicht wurden, zum großen Teil der Öffentlichkeit aber unbekannt blieben. 2003 erschien erstmals eine Sammlung ihrer Gedichte im Plöger Verlag (weitere Informationen). An dieser Stelle können nur ausschnittartig ein paar Einblicke in ihr lyrisches Schaffen gegeben werden.

Die Bienen (4. Mai 1935)

Um die reichen bunten Teppichflore
taumelt mir ein Heer berauschter Bienen:
ihren tiefen Orgelton im Ohre
sitz ich lauschend mitten zwischen ihnen

und begreife, wie das Leben kreist,
wie des überreichen Blühens Sinn –
umgewandelt in den Bienengeist –
eines dunklen Mühens Anbeginn.

Bitte (4. Mai 1935)

Wenn ich bete, bitte, Herr, vernimm
nicht der Worte vielgebrauchten Trug,
ihre Listen sind versteckt und schlimm
und im Stillen dünken sie sich klug.

Schaue lieber voll Erbarmen an
Zweier Hände dunklen Innenraum
Der sich innig vor Dir zugetan
Angeschmiegt an Deinen fernsten Saum.

Sieh vielleicht noch auf ein Kinderspiel
eines Gartens blühendes Gebet:
Außer diesem habe ich nicht viel
das vor Deinem Nahesein besteht.

Das Kind spielt (2. Mai 1935)

Wenn die Dinge sich langsam gewöhnen
In deinen Händen zu sein
Werden zu schlichten die schönen
Und die größeren zärtlich und klein.

Andere wachsen und reifen
Wie Früchte und werden prall
Und bekommen ein tiefes begreifen.
„Puppe“ und „Schaufel“ und „Ball“

Sind ja nur Namen und Zeichen
Für Euer stilles Bestehn
In jenen ernsten Bereichen
Denen wir blindlings entgehen.

Garten (2. Mai 1935)

Der Rasenmäher schnaubt ganz wie ein Pferd
Durch meines Gartens engumhegten Raum
Und wie er eilig hin und wider fährt
Sprüht hinter ihm der grüne Wellenschaum

Und sinkt und liegt und atmet leise aus
Und füllt die Luft mit dem Geruch von Heu –

Mir aber träumt, ich führte ein Gespann
Von Pferden über meiner Äcker Saum
Und hielte mittags wohlig rastend an
Im Schatten unterm alten Apfelbaum

Und ganz von ferne säh ich noch mein Haus
Und bunte Bienenhütten nahebei –